Sozialintegratives Stadtteilzentrum

Hamburg
Brücken bauen: Integration / Interkulturell / Interreligiös

Als die Stadt Hamburg beschloss, das ehemalige Kreiswehrersatzamt in der Sophienterrasse 1a in Harvestehude in eine Folgeunterkunft für Geflüchtete umzubauen, sorgte ein Protest von Anwohnern des noblen Villenviertels monatelang für Schlagzeilen. Mehrfach gewannen die Bürger vor Gericht und vereitelten den Plan. Schließlich einigten sie sich mit der Stadt auf einen Kompromiss, sodass Anfang 2016 die ersten Geflüchteten die Unterkunft beziehen konnten.

Als Antwort auf die Proteste im eigenen Viertel taten sich bereits 2013 zahlreiche andere Anwohner zusammen und gründeten die Flüchtlingshilfe Harvestehude, um eine positive Willkommenskultur zu schaffen und die neuen Nachbarn bei der Ankunft und Integration im Stadtteil zu unterstützen. Da die Sophienterrassen erst 2016 bezogen wurden, hatte die Initiative viel Vorlauf, um nachhaltige Strukturen für ihr Engagement aufzubauen und sich mit anderen Flüchtlingsinitiativen in Hamburg zu vernetzen. So initiierte nahezu zeitgleich mit Vereinsgründung die zugehörige AG Sprache ein Kurssystem, in dem inzwischen mehr als 65 ehrenamtliche Deutschlehrer ca. 120 Schüler an neun Hamburger Standorten auf allen Sprachniveaus unterrichten. Auch die AG Paten nahm bereits 2014 ihre Arbeit auf und hat inzwischen über 200 Patenschaften für die Bewohner der Sophienterrassen und andere Geflüchtete vermittelt. Mittlerweile existieren zahlreiche weitere AGs, z.B. eine Kleiderkammer, eine Theatergruppe und Kinderbetreuung. Damit hat die Flüchtlingshilfe ein sozialintegratives Stadtteilzentrum geschaffen, das alte und neue Anwohner auf vielfältige Weise zusammenbringt.

Die anfängliche Sorge und Skepsis vieler Anwohner scheint mittlerweile Vergangenheit zu sein - eine Befragung des Kölner Instituts für Soziologie im Stadtteil im Frühling 2017 fand heraus: Der Großteil der Anwohner freut sich über die neuen Nachbarn. Dass die Integration der Bewohner der Sophienterrassen im Stadtteil so gut zu funktionieren scheint, ist vor allem den Ehrenamtlichen der Flüchtlingshilfe Harvestehude zu verdanken.


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